Migrationskontrolle aus dem All

Matthias Monroy, Hanne Jobst

Ab 2012 befördert die Europäische Union eine Reihe von
Erdbeobachtungssatelliten ins All, die auch europäische Polizeibehörden
mit Bilddaten versorgen

Die Initiative Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung
(1) (GMES) kann als klassische "Dual-Use-Technologie" gesehen werden,
die eine zivile, polizeiliche, geheimdienstliche und militärische
Nutzung vereint. Die Satellitenaufklärung, die teilweise
hochauflösendes Material produziert, ist unter anderem eingebunden in
die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP). Ziel ist
eine umfassende "Situation Awareness" für "Entscheidungsträger". Mit
der Ballung von Industrie, Instituten und Konsortien in Bremen wird die
Hansestadt zu einem Zentrum europäischer Raumfahrttechnologie. Bremer
Wissenschaftler wehren sich nun gegen die Nutzung ihrer Arbeit zu
sicherheits- und verteidigungspolitischen Zwecken.


GMES-Satellit Sentinel 3. Bild: ESA

Mit der "Globalen Umwelt- und Sicherheitsüberwachung" hat sich die
Europäische Union ein weitreichendes Programm zur Sammlung und
Auswertung von Daten aus der Satellitenaufklärung geschaffen. GMES
soll, ab 2014 voll einsatzbereit, "Informationen zu Umwelt und
Sicherheit" liefern und gilt laut EU-Kommission nach dem europäischen Satellitennavigationssystem GALILEO (2) als "zweites Flagschiff" europäischer Weltraumpolitik (3), das auf die "erhöhten Sicherheitsbedürfnisse" zugeschnitten sei.

Die mit GMES gewonnenen Daten beruhen auf Erdbeobachtung mit
Satelliten, Satellitenpositionierung (GPS), luftgestützten Instrumenten
(etwa Ballons zur Erfassung stratosphärischer Daten) sowie Sensoren auf
dem Wasser und dem Land (Messstationen, Seismographen). Als Produkte
generiert GMES Karten, Datenreihen, Berichte, aber auch "zielgerichtete
Alarmmeldungen". GMES wird beworben
(4) als "Dienste für Land, Ozeane und Atmosphäre" (systematische
Observationen und Prognosen), "Dienste für Notfälle und Sicherheit"
(Unterstützung bei Katastrophen insbesondere für die
Zivilschutzbehörden, präzise Daten zu sicherheitsrelevanten Aspekten
produziert (z. B. Überwachung der Meere, Grenzschutzmaßnahmen, globale
Stabilität) sowie "Dienste für den Klimawandel" (Bewerten von
Abhilfemaßnahmen).


Aus einer Präsentation von GMOSS (Global Monitoring for Security and Stability) einem Projekt im Rahmen vom GMES (Bild vergrößern)

Die GMES-Weltraumkomponente beinhaltet sechs Satelliten, sogenannte
"Sentinel" (Wächter), für bisher insgesamt 12 Erdbeobachtungsmissionen.
Ihr Start ist ab 2012 geplant. Sentinel 1 und Sentinel 2 liefern
beispielsweise Übersichtsdaten zu "Krisen- und Katastrophenmanagements
und der Sicherheit", die anderen Typen werden zur Ozean- und
Atmosphärenbeobachtung ausgewiesen.

Die Daten von GMES sollen kostenlos im Netz verfügbar
sein, um eine maximale Verwertung zu gewährleisten – allerdings
vorbehaltlich einer Überprüfung, ob militärische oder sonstige
Sicherheitsbelange europäischer Mitgliedsstaaten gefährdet würden.

Europäische Vorherrschaft im Weltall

Während als Zweck des Programms in der Öffentlichkeit der
"verantwortliche Umgang mit natürlichen Ressourcen" betont wird,
herrscht über das "S" in GMES häufig Stillschweigen. Dem Programm liegt
ein Sicherheitsverständnis zugrunde, das an den gegenwärtigen Diskurs
der EU-Kommission und der EU-Polizeien Europol und Frontex anknüpft.
Die Sicherheit der EU ist demnach bedroht von internationalem
Terrorismus und den Ausprägungen organisierter Kriminalität: Piraterie,
Drogenhandel unkontrollierte Migration. Wieder wird Migration in einem
Atemzug mit Terrorismus genannt, um die technologische Aufrüstung der
EU zu legitimieren. Die Satellitenaufklärung stützt die polizeilichen
Trends der EU eines "intelligence-led law enforcement" oder einer
umfassenden "Situation Awareness", an denen sich Frontex oder Europol
orientieren.

GMES wurde 2005 in einer "strategischen
Grundsatzentscheidung" installiert und baut auf bestehenden Kapazitäten
auf, darunter der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), EUMETSAT und
einzelnen Ländern. 2008, nur drei Jahre nach offiziellem Start, gingen
bereits die vier "präoperativen GMES-Dienste" in Betrieb:
Landbeobachtung, Überwachung der Meere, Überwachung der
Atmosphärenzusammensetzung sowie Katastrophen- und Krisenmanagement.
Angeblich hätten sie bereits zu einer nicht näher spezifizierten
"wirkungsvollen und raschen Reaktion auf Katastrophen wie
Überschwemmungen und Erdbeben in Südostasien oder Waldbrände in Europa"
beigetragen. Aus einer letzte Woche veröffentlichten Studie
(5) geht hervor, dass ebenso Satellitenprogramme anderer Länder und
Konsortien in GMES integriert sind, darunter aus Frankreich, Schweden,
Großbritannien, Kanada und den USA.

In einer im Oktober von der Europäischen Kommission verabschiedeten Mitteilung
(6) an das europäische Parlament, den Rat, den europäischen
Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen werden
Szenarien vorgestellt, damit wie geplant 2011 die "operationelle Phase"
des Projekts beginnen kann. Sowohl die EU als auch die ESA müssen
hierfür neue Finanzierungsbeschlüsse zusagen. Über die ESA und das 7.
Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (FP 7)
flossen bereits beträchtliche Mittel in die Entwicklung von GMES,
darunter 626 Mio. Euro aus dem EU-Haushalt und 1621 Mio. Euro aus
Beiträgen der ESA-Teilnehmerstaaten.

GMES
(7) ist dem Direktorat Unternehmen und Industrie zugeordnet.
Dementsprechend freut sich dessen Direktor Günter Verheugen: "Diese
öffentlichen Investitionen in Spitzeninfrastruktur stellen einen
Wendepunkt für die Europäischen Raumfahrtpolitik dar." Kein Wunder,
schaut man sich die prognostizierten Umsätze an. Bis 2018 soll sich der
Umsatz vervierfachen, findet eine Studie von Euroconsult
(8) heraus. Wachstumsraten von 16% jährlich werden von 260 Satelliten
generiert, die in den nächsten 10 Jahren ins All geschossen werden
sollen und immerhin ein Volumen von 27,4 Milliarden Dollar umfassen.

In einer Rede
(9) auf der Konferenz "Europas Ambitionen im Weltall" hatte
Kommissionspräsident José Barroso die satellitengestützte Aufklärung
gar als Werkzeug zur Bewältigung der "Herausforderungen" der
Finanzkrise ins Spiel gebracht. Auch Barroso lobte die
Satellitenprogramme als Beitrag zur Handhabung des Weltklimas. Barroso
will die europäische Vorherrschaft im Weltall:

So let me ask the obvious follow-up
question: does the EU have the ambition to lead in space, or do we
leave the leading role to others?
Kommissionspräsident Barroso

Einem Langzeitszenario der ESA zufolge müssten von 2014 bis 2020 rund
4 Mrd. Euro aufgebracht werden, um GMES wie angedacht nutzen zu können,
das Gesamtprojekt verschlingt jährlich 700 Millionen. Wenn für die Zeit
nach 2020 "Erweiterungen", etwa "eine starke Sicherheitskomponente"
folgen sollen, würden weitere Investitionen fällig.


Überwachung des Schiffsverkehrs. Bild: Limes (Bild vergrößern)

Das "S" in GMES

Als sicherheitsorientierte GMES-Ableger gelten Limes (10) (Land and Sea Monitoring for Environment and Security), G-MOSAIC
(11) (GMES Services for Management of Operations, Situation Awareness
and Intelligence for regional Crisis), Mariss (European Maritime
Security Services), GMOSS (12) (Global Monitoring for Security and Stability), integriert sind darüber hinaus externe Projekte, darunter SAFER (13) (Emergency Response), MyOcean (Marine Services) und Geoland2 (Land Services).

Das im Januar dieses Jahres gestartete G-MOSAIC (14) steht wie LIMES unter der Leitung von Telespazio, einer Space Alliance
(15) der Rüstungsgiganten Finmecchanica und Thales und soll
"Pilotdienste" entwickeln und die EU-Außenpolitik "mit Informationen
aus dem Weltraum unterstützen". Von Belang sind nachrichtendienstliche
"Überwachung illegaler Aktivitäten und kritischer Anlagen" sowie
"Migrationsaktivitäten" und ihre Routen. Informationen über
Rohstoffabbau und Drogenanbau sollen angeblich Informationen liefern,
wo "außerhalb Europas regionale Krisen mit hoher Wahrscheinlichkeit
auftreten können", darunter "ethnische Konflikte oder
Regierungsinstabilitäten". Auch bei einer "Instandsetzung nach
militärischen Operationen" soll Satellitenaufklärung helfen. Vermutlich
dürften auch hinter der Ankündigung, GMES stünde "im Dialog mit der
Afrikanischen Union und den regionalen Organisationen Afrikas, um zu
erkunden, wie sich GMES für die Entwicklungspolitik einsetzen lässt",
sicherheitspolitische Erwägungen stehen.


Überwachung des Schiffsverkehr und von Migrationsaktivitäten. Bild: Limes (Bild vergrößern)

G-MOSAIC ist ein Vorzeigeprojekt europäischer
Sicherheitsforschung und folgt dessen Ideologie, sowohl die Industrie,
als auch öffentliche und private Forschung zu vereinen. Als "main
players of GMES Security services" verzeichnet G-MOSAIC Telespazio,
EADS Astrium, GMV, Indra Espacio, Infoterra Global, Thales Alenia Space
und Thales Communications, als "stakeholders" gelten das
Satellitenzentrum der Europäischen Union oder das deutsche Luft- und
Raumfahrtzentrum (DLR).

Die Hochglanzprogramme und zahlreichen Webseiten von
GMES und seinen zugehörigen Missionen können nicht verschleiern, dass
GMES ein ambitioniertes Projekt zur Aufrechterhaltung der Energie-, Produktions- und Transportsicherheit
(16) für die Europäische Union darstellt. Es geht um die Überwachung
der Meere, Seegrenzen in- und außerhalb Europas, "illegale Migration
und Überwachung illegalen Handels", Piraterie, "sensitive cargo",
Überwachung der Landgrenzen, geheimdienstliche Aufklärung,
Frühwarnsysteme.

Zur Überwachung "kritischer Infrastruktur" wird etwa ein
hochempfindliches SAR-System (Synthetic Aperture Radar) eingesetzt, das
unter anderem die großen Ölförderregionen der Welt und dazugehörige Pipelines überwacht
(17), u.a. in der Republik Kongo, Somalia, Sudan, Angola, Nigeria,
Algerien, Irak, Kuwait, Odessa und die Baku-Tiflis-Ceyhan Pipeline
sowie die kolumbianischen Raffinerien in Magdalena und Barranca
Bermeja. Weitere SAR-Programme scannen die Ostgrenzen der Europäischen Union (18) oder Flüchtlingslager in Afrika und Lateinamerika (19). Die beschriebenen Projekte gehören zum Security Core Service
(20) (SEC) von GMES und arbeiten als "geo-spatial intelligence
Services" verschiedenen EU-Diensten zu, darunter dem Militär, dem
geheimdienstlichen Situation Centre, Außenministerien sowie anderen
Geheimdiensten.


Ein
von der ESA veröffentlichtes Radarbild des holländischen Flevoland, wie
es vom GMES-Satelliten Sentinel 1 gemacht werden wird. Bild: MDA
Geospatial Services

2003 gab eine "GMES-Arbeitsgruppe Sicherheit" ein Papier
(21) heraus, in dem sie Erwartungen an GMES formulierte. Hierbei geht
die Arbeitsgruppe selbstverständlich davon aus, dass das System auch
von Militärs genutzt wird. Militärstrategisch
(22) dient GMES dem Bestreben der EU, einen "selbstständigen Zugang zu
[…] Wissen, Informationen und militärisch nutzbaren Kapazitäten" zu
bekommen, der "nur durch die Fähigkeit erreicht werden kann, Satelliten
zu starten, zu entwickeln und zu betreiben". Das Nebeneinander von
Umweltforschung und Sicherheitsbelangen findet sich auch in
unterschiedlichen zentralen Projekten der EU wieder, etwa bei der
Integrierten Meerespolitik (IMP) oder dem Integrierten Grenzmanagement
(IBM). GMES stellt hier ein wichtiges Instrumentarium zur technischen
Umsetzung dar. Über die IMP schreibt die Europäische Kommission 2008:

Für eine optimale Nutzung der Meere
muss diese […] unter idealen Sicherheitsbedingungen stattfinden. Die
öffentliche Hand muss den Schutz der Meeresnutzer sowohl gegen
natürliche und technische Risiken als auch Aggressionen von außen, wie
Piraterie, Terrorismus, illegale Geschäfte oder illegale Einwanderung
gewährleisten können.
EU-Kommission (23)

Als Bindeglied zur Europäischen Kommission fungiert
(24) eine "GMES Border Surveillance Group", in der neben Vertretern der
Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) auch die Grenzschutzagentur
Frontex sitzt. Frontex ist etwa an MARISS interessiert, das versucht
"nicht kooperierende" Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer automatisiert
zu erkennen. Ständige Mitglieder von MARISS sind Grenzschutzpolizeien,
welche die Überwachungsdienste später in Anspruch nehmen wollen.

Die Europäische Kommission forderte
(25) 2008, dass die Grenzschutzagentur Frontex "in enger Zusammenarbeit
mit dem GMES-Büro der Kommission eine Lückenanalyse der gegenwärtigen
und künftigen Nutzung von Satelliten für Zwecke der Grenzüberwachung"
durchführen soll. Optische Satelliten könnten zur
nachrichtendienstlichen Risikoanalyse genutzt
(26) werden, um Abfahrtsorte von Flüchtlingsbooten identifizieren,
"nicht-kooperative Ziele" überwachen und Karten aktualisieren.
Radargestützte Satelliten (beispielsweise SAR) könnten tageslicht- und
wetterunabhängig Küsten und die hohe See überwachen.

In einem Arbeitspapier
(27) diskutiert die Kommission eine mögliche Vernetzung bestehender
Satelliten und bebildert die aus ihrer Sicht wünschenswerte Vernetzung
an einem Beispiel, das den Betrieb schon aufgenommen hat. Das "Sistema
integrado de vigilancia exterior" (SIVE) liefert spanischen und
nordafrikanischen Behörden Daten über Bewegungen auf dem Mittelmeer zum
Abfangen von Flüchtlingsbooten. SIVE steht Modell für die weiteren
Forschungsprojekte der EU und ist nicht nur im Hinblick auf
Datenaustausch mit Verfolgungsbehörden autoritärer Staaten in Afrika
problematisch.

Bei der Verfolgung von Flüchtlingen wird auf das "Automatical
Identification System" (AIS) zurückgegriffen. Größere Schiffe
übertragen Kenndaten wie Kurs oder Geschwindigkeit. Im Umkehrschluss
erscheinen Schiffe, die das Signal nicht aussenden, als verdächtig. In
ihrem Entwurf zum Grenzkontrollsystem Eurosur
(28) schlug die Europäische Kommission im September 2009 vor, bis Ende
2010 einen gemeinsamen AIS-Service im All zu installieren.

Bremer Wissenschaftsförderung für GMES

Auch in Deutschland wird emsig am GMES gebastelt. Zwei Projekte in Bremen aquirieren EU-Gelder für Projekte des "S" in GMES. DeMarine
(29) bezeichnet bundesweite Projekte, die das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt vergibt. Während DeMarine-Umwelt seinen Sitz in
Hamburg beim Bundesamt für Seewirtschaft und Hydrographie hat, ist
Bremen Standort von DeMarine-Sicherheit. Dessen Schwerpunkt liegt auf
der Überwachung der Meere und des Schiffsverkehrs. Als Agent fungiert
die gemeinnützige Gesellschaft für Angewandten Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr
(30) (GAUSS), die ursprünglich "die Förderung von Wissenschaft und
Forschung auf den Gebieten des maritimen Umweltschutzes in der
Seeschifffahrt und der Schiffssicherheit im Seeverkehr" betreibt.
Gegenwärtig organisiert die Gesellschaft Pilotprojekte in der
satellitengestützten Überwachung, von denen GAUSS selbst sagt
(31), dass sie auch zur Überwachung "illegaler Migration" dienen. Im
Aufsichtsrat von GAUSS sitzen Vertreter der Finanzbehörde, der
Universität und der Hochschule Bremen.

Im September 2009 gründete das Land Bremen das Center for the promotion of Communication, Earth Observation and Navigation space based services
(32) (CEON). Das CEON soll Kompetenzen und Nutzer bündeln, die von GMES
profitieren könnten. Auf seiner Homepage benennt CEON fünf
Arbeitsschwerpunkte, von denen drei vermuten lassen dass sie die Abwehr
irregulärer Migration zum Ziel haben.

Als Geschäftsführer des CEON fungiert mit Stephan Holsten ein Ingenieur
von OHB, dem führenden Anbieter von AIS-Satelliten. 2008 hat das
Unternehmen für die US-amerikanische Firma ORBCOMM fünf AIS-Satelliten
gebaut, einer von ihnen dient der Küstenwache als Modellsatellit zur
Verfolgung "illegaler Migration". Die OHB-Tochterfirma Luxspace gibt AIS-Daten an MARISS weiter
(33), den GMES-Ableger zur Überwachung der Meere. OHB hat für die
Bundeswehr einen der hochauflösenden Synthetic Aperture
Radar-Satelliten (SAR-LUPE) ( Bundeswehr bekommt Augen im All
(34)) produziert, den ersten militärischen Aufklärungssatelliten in der
Geschichte der Bundeswehr. Auch einige der GMES-Sentinel basieren auf
dem Synthetic Aperture Radar (35) und werden von der Bremer EADS-Astrium gefertigt.

Wie die ebenfalls von EADS-Astrium gebauten Vorgänger ERS und Envisat liefert
(36) auch der 2007 ins All beförderte TerraSAR-X-Satellit Daten an
MARISS. Die EADS-Tochterfirma Infoterra, die Aufklärungsdaten des
deutschen TerraSAR-Satelliten exklusiv vermarktet
(37), bietet "wetterunabhängig hochauflösende Radardaten einer
neuartigen Qualität und ist zudem in der Lage, ihren Kunden einen
verlässlichen Direktzugang zu TerraSAR-X Daten zu ermöglichen". Als
Einsatzziel gilt unter anderem "monitoring of migration" (38).

TerraSAR-X, nunmehr eine so genannte
"GMES Contributing Mission" (zu GMES beitragende Mission), wird
insbesondere für die Bereiche Sicherheit und Katastrophenschutz,
Umweltüberwachung sowie die Erfassung der Landnutzungssituation und
ihrer Veränderungen essentielle Daten liefern – sowohl innerhalb
Europas als auch außerhalb seiner Grenzen. Die einzigartige
Zuverlässigkeit und hohe Genauigkeit machen TerraSAR-X zu einem
bedeutenden Element des Multi-Missions-Konzeptes der ESA.
Infoterra

Inzwischen wird der Satellit auch gezielt für regionale Erfordernisse eingesetzt (39), etwa im Auftrag von Frontex und der portugiesischen Küstenwache.

"Umwelt ja, Sicherheit nein"

Weitere regionale Schwerpunkte von Satellitentechnologie in Deutschland sind etwa in Bayern (40) die Einrichtungen des DLR und des Konzerns EADS-Astrium in Oberpfaffenhofen. Mit BavAIRia e.V.
(41) wurde eine von der Landesregierung geförderte Initiative
installiert, die Raumfahrt- und Rüstungsunternehmen mit
Wissenschaftlern und Politikern zusammenbringt.

Aber auch Brandenburg freut sich auf ein Stück des Weltraumkuchens.
RapidEye, ein Unternehmen das eigene Satelliten betreibt, hatte
kürzlich einen Vertrag mit der European Space Agency (ESA) geschlossen
(42) um die Agentur mit Aufklärungsdaten zu versorgen. Die fünf
Satelliten von RapidEye stellen tägliche Lagebilder bereit, die
miteinander abgeglichen werden können. Über die ESA sind die Satelliten
von RapidEye in das GMES-Projekt "Safer" integriert.

Um gegen die Militarisierung ziviler Forschung und ihrer Nutzung zur
Migrationsabwehr entgegenzutreten, hat sich in der Hansestadt die
"Initiative ziviles Bremen" gegründet:

Wir, Angehörige von Universitäten,
Forschende und Studierende, in wissenschaftlichen Instituten und
Umweltverbänden Beschäftigte, Bürgerinnen und Bürger, sind in Sorge. In
Sorge darüber, dass Umweltforschung zunehmend zum Feigenblatt für
Belange von Militär und Grenzüberwachung wird.
Initiative ziviles Bremen (43)

In einer "Bremer Erklärung für eine zivile Forschung" kritisiert die
Initiative unter dem Motto "environment ja, security nein! " eine
Verknüpfung von Umweltforschung mit militärischer Nutzung und
Grenzüberwachung im Rahmen satellitengestützter Erdbeobachtung. Die
Initiative begrüßt ausdrücklich die Gewinnung von Erdbeobachtungsdaten
zum Begreifen des Klimawandels oder zur Aufdeckung der illegalen
Verklappung von Öl und anderen Giftstoffen auf hoher See: "Wir begrüßen
die Beobachtung der Erde zur Rettung der Erde, die Beobachtung der
Meere zur Rettung der Meere." Abgelehnt wird hingegen die zunehmende
Nutzung gewonnener Daten zur "Abwehr von Menschen", die sich vor just
den ebenso beforschten Umweltveränderungen zu retten versuchen.

Links

(1) http://www.gmes.info/
(2) http://ec.europa.eu/transport/galileo/index_en.htm
(3) http://ec.europa.eu/enterprise/policies/space/index_en.htm
(4)
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/09/1611&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en
(5) http://www.europarl.europa.eu/activities/committees/studies/download.do?language=en&file=28551#search=%20GMES
(6) http://ec.europa.eu/gmes/pdf/communication_589_de.pdf
(7) http://ec.europa.eu/enterprise/policies/space/gmes/index_de.htm
(8) http://www.earsc.eu/news/euroconsult-data-earth-observation-markets-will-exceed-1-billion-in-2009
(9)
http://www.earsc.eu/news/space-based-applications-are-increasingly-important-to-many-other-eu-policy-areas-as-well-and-they-have-a-strategy
(10) http://www.fp6-limes.eu/
(11) http://www.gmes-gmosaic.eu
(12) http://gmoss.jrc.it/web/guest/home
(13) http://www.emergencyresponse.eu
(14) http://www.dlr.de/caf/desktopdefault.aspx/tabid-5122/8620_read-15517/
(15) http://www.gmes-gmosaic.eu/team.html
(16) http://www.gmes.info/pages-principales/projects/security-projects
(17)
http://gmesdata.esa.int/web/gsc/resource_details?p_p_id=rdtPortlet_WAR_gscportlets&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-2&p_p_col_count=1&_rdtPortlet_WAR_gscportlets_rid=182#
(18)
http://gmesdata.esa.int/web/gsc/resource_details?p_p_id=rdtPortlet_WAR_gscportlets&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-2&p_p_col_count=1&_rdtPortlet_WAR_gscportlets_rid=193#
(19)
http://gmesdata.esa.int/web/gsc/resource_details?p_p_id=rdtPortlet_WAR_gscportlets&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-2&p_p_col_count=1&_rdtPortlet_WAR_gscportlets_rid=217#
(20) http://gmesdata.esa.int/web/gsc/core_services/security
(21)
http://www.gmes.info/pages-principales/library/reference-documents/?no_cache=1&download=Security_Dimension_of_GMES.pdf&did=56
(22) http://galileo.khem.gov.hu/documents/angol/eus_dokumentumok/white_paper_on_european_space_policy.pdf
(23) http://ec.europa.eu/fisheries/publications/magaz/fishing/mag38_de.pdf
(24) http://www.eomag.eu/file_download/55/st13770.en09.pdf
(25)
http://eur-lex.europa.eu/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexplus!prod!DocNumber&lg=
de&type_doc=COMfinal&an_doc=2008&nu_doc=68
(26)
http://ec.europa.eu/enterprise/newsroom/cf/document.cfm?action=display&doc_id=5045&userservice_id=1&request.id=0
(27) http://ec.europa.eu/maritimeaffairs/pdf/maritime_policy_action/ maritime-surveillance_en.pdf
(28) http://statewatch.org/news/2009/sep/eu-com-eurosur-sec-1625.pdf
(29) http://www.demarine-umwelt.de/lr/web/guest
(30) http://www.gauss.org
(31) http://www.dnvev.de/media/pdf/Vortrag%20Ute%20Hannemann.pdf
(32) http://www.ceon-bremen.de/
(33)
http://www.luxspace.lu/index.php/News/items/luxspace-sarl-selected-as-distributor-of-global-satellite-ais-information-products.12.html
(34) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12298/1.html
(35) http://www.ohb-system.de/sar-lupe.html
(36) http://www.mastermarinersa.co.za/CaptainsLog/TerraSAR-X.pdf
(37) http://www.bdli.de/index.php?option=com_content&view=bdliarticle&layout=lrifakten&id=1396&Itemid=61
(38) http://www.infoterra.de/fileadmin/Verzeichnisordner/Dokumente/2_AboutUs/0203_Brochures/ e_TSX_Reconnaissance_I3_200807.pdf
(39) http://69.89.31.227/~sitesvar/cswro/index.php? option=com_content&task=view&id=128&Itemid=49
(40) http://www.imi-online.de/2009.php3?id=1997
(41) http://www.bavairia.org/modul.php?modul_id=17&sprache_id=1&height=768
(42)
http://www.earsc.eu/news/rapideye-to-supply-satellite-imagery-to-the-european-space-agency-monitoring-of-high-risk-emergency-areas
(43) http://ziviles-bremen.noblogs.org/post/2009/11/24/bremer_erklaerung

Telepolis Artikel-URL:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31655/1.html

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